Nach einer – gefühlt – endlosen Serie von Auswärtsspielen in der Regionalliga und im NFV-Pokal steigt am Sonntag das zweite Heimspiel der Saison 2013/14. Gegner ist die Mannschaft von Victoria Hamburg, die es 2012/13 mit einigem Glück geschafft hat, den Abstieg aus der Regionalliga Nord zu verhindern.
Man tritt den Hamburgern sicherlich nicht zu nahe, wenn man erwähnt, dass es ohne die Insolvenzen des VfB Lübeck und des FC Oberneuland vermutlich nicht zum Klassenerhalt gelangt hätte. Die Victoria kann sich allerdings mit Recht zugutehalten, dass sie verantwortungsbewusst im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten agiert hat, was für die beiden Insolvenzvereine nicht gilt. Diese sind mit dem Versuch auf die Nase gefallen, ihre sportliche Wettbewerbsfähigkeit „ohne Rücksicht auf Verluste“ zu stärken. Von daher ist es nur folgerichtig und auch sportlich in Ordnung, dass die Victoria auch 2013/14 in der Regionalliga Nord spielt.
Wenn es eine spezielle Schwäche gab, durch die der SC Victoria in der letzten Saison so tief in den Abstiegskampf geraten ist, dann war es die schon fast unglaubliche Auswärtsschwäche. Während man zu Hause mit 25 Punkten aus 15 Spielen und einem ausgeglichenen Torverhältnis von 29:29 sehr ordentlich zurechtkam, war das Abschneiden auf fremden Plätzen insgesamt ein Desaster. Ganze fünf Punkte bei 10:49 Toren gab es in den 15 Auswärtsspielen. Die Victoria war damit die mit deutlichem Abstand schlechteste Auswärtsmannschaft. Soll es in der laufenden Saison, in der es vielleicht (hoffentlich!) keine Vereinsinsolvenz(en) geben wird, mit dem Klassenerhalt etwas werden, darf es auswärts nicht erneut eine derartig schlechte Ausbeute geben.
Woher die fünf Auswärtspunkte in der Saison 2012/13 kamen, ist schnell erzählt: Drei wurden beim einzigen Auswärtssieg im vorletzten Spiel der Saison aus Flensburg mitgebracht, wo der ETSV Weiche längst seine Schäfchen ins Trockene gebracht hatte. Einen Punkt gab es im Hamburger Derby bei der U23 des HSV (2:2) und einen – ausgerechnet! – beim VfB. Am 10. Spieltag versäumte es der VfB, eine frühe Führung (Claude Videgla in der 10. Minute) auszubauen. Am Ende brachte man sie auch nicht über die Zeit; das späte 1:1 (Dennis Sudbrak in der 86. Minute) wirkte seinerzeit wie eine eiskalte Dusche. Das Rückspiel im Stadion Hoheluft war ein besonders erinnerungswürdiges, auf jeden Fall aber das wohl „verrückteste“ Spiel der abgelaufenen Saison. Der VfB lag durch ein unglückliches Eigentor (10. Minute) sowie ein Tor des Hamburger Angreifers Benny Hoose (24. Minute) mit 0:2 hinten; das Spiel schien schon zumindest vorentschieden zu sein. In den letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit konnte der VfB dann durch Tore von Daniel Halke, Christian Thölking und Kai Pröger die Partie drehen. An dem Halbzeitstand von 3:2 für den VfB sollte sich dann auch in der zweiten Hälfte des Spiels nichts mehr ändern. Es war ein fast schon überlebenswichtiger Sieg, der einen Absturz auf den 15. Tabellenplatz verhinderte; der vierte Sieg im bereits 20. Spiel der Saison.
Im Kader des SC Victoria war im Sommer vor allem der Abgang von Roger Stilz zu verkraften, der aus dem (hinteren) Mittelfeld heraus das Spiel der Victoria geordnet und gelenkt hatte. Der erfahrene Stilz war in seiner Doppelfunktion als Spieler und Co-Trainer eine wichtige Führungspersönlichkeit für die Mannschaft. Er wurde von Torsten Fink zum Co-Trainer der Bundesliga-Mannschaft des HSV berufen. Mit dem Stürmer Nils Brüning (zur U23 des HSV), den Verteidigern Patrick Schumann (Niendorfer TSV), Martin Sobczyk (SV Curslack-Neuengamme) und Kim Sebastian Helmer (FC Elmshorn) sowie dem Mittelfeldspieler Juan Seguro (Sestao River/Spanien) haben einige weitere Spieler den Verein verlassen, die mehr waren als bloße Ergänzungsspieler.
Neu verpflichtet wurden insgesamt elf Spieler. Mit dem Innenverteidiger Mike Keyser (Torgelower SV Greif) hat man einen gestandenen Abwehrspieler aus der OL Nordost (Nord) geholt, der sicherlich zusammen mit Kapitän Marcus Rabenhorst (Abwehr/def. Mittelfeld) und dem torgefährlichen Mittelfeldspieler Benny Hoose als Führungsspieler agieren soll. Hoose, der wohl unstrittig beste Fußballer im Kader des SC Victoria, wird allerdings gegen den VfB nicht spielen, da er sich derzeit in Ghana aufhält, wo er in einem karitativen Projekt mitarbeitet.
Ein bekannter Name unter den Neuzugängen ist sicherlich der aus der U23 des FC St. Pauli gekommene Angreifer Robert Subasic. Subasic hat in der abgelaufenen Saison in 18 Spielen fünf Tore für den St. Pauli-Nachwuchs erzielen können. Er könnte durchaus dazu beitragen, dass Victoria in der Offensive (vor allem auswärts) mehr Durchschlagskraft entwickelt. Ähnliche Hoffnungen verbinden sich sicherlich auch mit der Verpflichtung von Michael Sara (Meiendorfer SV), der 2012/13 in der Hamburger Oberliga mit 19 Toren und elf Torvorlagen auf sich aufmerksam gemacht hat. Die übrigen Zugänge kommen mit Ausnahme von Noel Below (Kickers Offenbach II) alle aus Hamburg bzw. dem näheren Umland. Man hat in erster Linie Talente aus der Hamburger Oberliga „abgefischt“. Below, ein Innenverteidiger, war 2012/23 Stammspieler in der Hessenliga (Oberliga) und hat 2011/12 für die U19 des FC Kaiserslautern in der A-Jugend-Bundesliga (Südwest) gespielt. Momentan kuriert er einen Bruch des Handgelenks aus, so dass er in Oldenburg wohl noch nicht spielen wird.
Im bisherigen Saisonverlauf war der SC Victoria zunächst im Hamburger Verbandspokal sowie in der ersten Runde des DFB-Pokals aktiv. Während es im Hamburger Pokal in den beiden ersten Runden eher leicht war, sich gegen unterklassige Gegner durchzusetzen, war das Spiel gegen Hannover 96 im DFB-Pokal schon eine echte Herausforderung. Vor annähernd 5.000 Zuschauern im Stadion Hoheluft konnte der SC Victoria gegen den Bundesligisten 70 Minuten lang ein 0:0 halten und dabei sogar die eine oder andere Tormöglichkeit herausspielen. Selbst nach dem Führungstor konnten die 96er noch lange nicht den Sack zumachen. Erst das 2:0 in der Nachspielzeit brachte die endgültige Entscheidung.
Dass eine große Leistung im DFB-Pokal nicht unbedingt etwas darüber aussagt, wie sich eine Mannschaft im Alltag ihrer Liga schlagen wird, hat sich dann bei dem um eine Woche verschobenen Einstieg in die RL Nord gezeigt. Beim Aufsteiger SV Eichede verlor man nach einer über weite Strecken schwachen Leistung verdient mit 1:2. Die erste Halbzeit komplett verschlafen, kein Tempo, kein geordnetes Aufbauspiel, keine Torchancen und auch defensiv verunsichert, so beschreibt es der Berichterstatter auf der Website des SC Victoria. Dass es dann nach dem Seitenwechsel und einer Kabinenansprache von Trainer Lutz Göttling zumindest „etwas besser“ wurde, konnte die Niederlage nicht mehr abwenden.
Zur Heimspiel-Premiere ging es dann gegen die U23 von Eintracht Braunschweig, die nach ihrem Gastspiel beim VfB (2:0 für den VfB) und ihrem Heimspiel gegen den ETSV Weiche Flensburg (0:1) noch punkt- und torlos war. Die Victoria konnte eine – wenn auch mühsam – geglückte Heim-Premiere feiern und gewann durch ein Tor von Benjamin Bambur mit 1:0. Die Freude über diesen Sieg wurde etwas dadurch getrübt, dass der Torschütze 20 Minuten später für eine Unsportlichkeit die rote Karte gezeigt bekam. Im Spiel gegen den VfB wird er seiner Mannschaft somit fehlen. Am Mittwoch vor dem Spiel gegen die U23 aus Braunschweig konnte man sich beim Bezirksligisten Harburger TB in der dritten Runde des Hamburger Pokalwettbewerbs nur mit Ach und Krach und äußerst knapp (1:0) in die nächste Runde retten.
Sportliches Ziel des SC Victoria ist, wie schon in der Vorsaison, der Klassenerhalt; eine andere Zielsetzung wäre bei den gegebenen wirtschaftlichen Verhältnissen und dem Wettbewerbsumfeld mit zwei DFL-Vereinen (und deren Zweitvertretungen) in Hamburg auch kaum realistisch. Der VfB muss sich auf einen Gegner einstellen, der sich strikt defensiv orientiert und auf „Einladungen“ zum Konter lauert. In der vergangenen Saison hat das in Oldenburg letztlich geklappt; man wird es wohl wieder so versuchen, zumal man vermutlich auch darauf setzt, dass bei den Oldenburgern nach dem Pokalspiel am Mittwoch spätestens im Verlauf der 2. Halbzeit die Frische und die Konzentration nachlassen werden.
Was die Aufstellung des SC Victoria anbelangt, so ist durchaus anzunehmen, dass sie etwas defensiver ausfällt als in den Liga-Spielen beim SV Eichede und gegen Eintracht Braunschweig II, zumal ja Benny Hoose (s. o.) derzeit nicht zur Verfügung steht.
Folgende Aufstellung wäre da vorstellbar:
Im Tor Tobias Grubba (1), der Fabian Lucassen als Stammtorhüter beerbt hat, nachdem der im Winter 2012/13 den Verein verlassen hatte.
In der Abwehr könnte es bei der zuletzt beibehaltenen Formation mit Andreas Brück (2), Kapitän Marcus Rabenhorst (24), David Eybächer (4), und Steven Lindener (23) bleiben, vorausgesetzt, Eybächer ist nach einer gegen Braunschweig erlittenen Verletzung wieder fit. Ist er es nicht, wären Kerim Carolus (12) bzw. Jerry Sampaney (5) vorstellbare Ersatzleute.
Vorstellbar auch, dass Trainer Lutz Götting den Defensivverbund umbaut und Marcus Rabenhorst (24) ins defensive Mittelfeld verschiebt. Einer der Ersatz-Kandidaten für die Innenverteidigung (s. o.) könnte auch dadurch in die Startformation rücken. Eine weitere denkbare Variante wäre es, Steven Lindner (23) auf die linke Mittelfeldseite vorzuziehen. Er wäre in der Abwehr durch Kutay Keklikci (3) positionsgleich zu ersetzen. Alternativ könnte Andreas Brück (2) von der rechten auf die linke Abwehrseite wechseln, rechts Sergej Schulz (20) verteidigen; eine durchaus schon erprobte Variante.
Im Mittelfeld erwarten wir eine „Doppel-6“ zur Stabilisierung der Defensive. Vorstellbar wären hier Sven Trimborn (6) oder Jerry Sasmpaney (5) oder als Alternative Marcus Rabenhorst (24). Erster Kandidat für die andere defensive Mittelfeldposition wäre Mike Keyser (8), sofern er spielen kann. Gegen Braunschweig musste er auf die Zähne beißen, um trotz einer Verletzung durchzuspielen.
Für die rechte Außenbahn ist Jakob Sachs (9) wohl die erste Wahl. Da mit Benny Hoose (10) der erste Anwärter für die andere Seite fehlen wird, könnte hier Steven Lindner (23) von der linken Abwehrposition vorgezogen werden. Offensiver wäre eine Besetzung der linken Mittelfeldseite durch Robert Subasic (21). Zentral-offensiv könnte dann Cem Cetinkaya (7) spielen.
Bleibt noch als letzte Position die des vorderen Angreifers, die dann höchstwahrscheinlich auf Conrad Azong (14) hinauslaufen würde.
Für die Bank: Neben John-Phillip Rohrbach (22) als zweitem Torwart kommen die hier schon als mögliche Alternativen genannten Spieler in Betracht, dazu noch der vom Meiendorfer SV gekommene Stürmer Michael Sara (18).
Nach dem (in der 2. Halbzeit) furiosen Auftritt beim Pokalspiel in Goslar muss die VfB-Mannschaft sehen, dass sie zum vorläufigen Ende der „englischen Wochen“ (im Pokal geht es erst 2014 weiter) noch einmal eine Energieleistung abrufen kann. Gelingt es ihr, an die 2. Halbzeit des siegreichen Pokalspiels vom Mittwoch anzuknüpfen, dann sollten drei Punkte herausspringen.
VfB Oldenburg – SC Victoria Hamburg am Sonntag, 25. August 2013, um 15:00 Uhr im Marschweg-Stadion
„Dino“, VfB-Fan und – da er das ehrenamtlich macht – wohl auch das, was man landläufig einen „Fußballverrückten“ nennt – präsentiert seine Vorschau auf das kommende Spiel des Fußball-Regionalligisten VfB Oldenburg. Die ungekürzte Fassung von „Dinos Vorspiel“ gibt es auf den Seiten des VfB.
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